Wie Sie das sicherste Portfolio der Welt bauen für den langfristigen Kapitalaufbau

Es ist ja mal wieder Krise. Wie kann man in solch unsicheren Zeiten ruhig und entspannt bleiben bei der Geldanlage und sich sogar über die Krise freuen? Wie baue ich ein Portfolio, das für Anlagezeiträume von 10, 20 und mehr Jahren zuverlässig Kaufkraft sichert und mehrt?

Mit ruhiger Hand investieren und diversifizieren statt nervös zu zocken

Wer aktuell die Zeitung liest und Börsenberichterstattung anschaut, hat natürlich keine Freude. Auch Verlustängste sind wahrscheinlich. Ich muss meinen Kunden hier ein Kompliment machen, die allermeisten segeln mit ruhiger Hand durch diese Zeiten und kaufen sogar sukzessive nach.

Weniger hilfreich sind Weltuntergangspropheten auf youtube, die schwarze Szenarien malen und endlich mal wieder Oberwasser bekommen, wenn der Markt zurück geht. Wenig hilfreich sind auch Geldanlagegurus, die behaupten zu wissen, genau welche Aktien man gerade kaufen soll und zu aktionistischem Handeln animieren. Sie nähren die Illusion, dass man vorher wissen kann, wann der Markt hoch und wann er runter geht, oder dieses Prophetentum sogar für einzelne Aktien oder komplexere Wertpapiere an den Tag legen. Die Wahrheit ist: Wir wissen es immer erst hinterher, welche Aktien die wirklich heißen Tipps gewesen wären, und ob der US-Markt nun besser gelaufen ist als der europäische und umgekehrt.

Wir wissen auch erst hinterher, welche Unternehmen die Krise nicht überleben, also im Wintersturm der weniger geduldigen Investoren und gestiegenen Finanzierungszinsen zu Grunde gehen wie eine geschwächte Pflanze und welche in der Sonne nach dem Sturm immer noch dastehen wie eine Eins, weil sie solidere Geschäftsmodelle haben oder einfach gerade verkaufen, was alle haben wollen. Die fitteren Unternehmen haben dann sogar leichteres Spiel, weil der schwächere Wettbewerb teilweise durch die Krise eliminiert wurde.

Die „Welt-AG“ geht niemals pleite, denn sie besteht aus über 8000 Unternehmen

Das einzelne Unternehmen kann also aus dem Wettbewerb ausscheiden. Die Gesamtheit aller Unternehmen geht aber niemals pleite. Die „Welt-AG“ ist unkaputtbar – vom berühmten Kometeneinschlag oder der Invasion durch feindliche Außerirdische einmal abgesehen. Die Menschen werden immer Produkte kaufen, um sich zu ernähren und um „Freude am Fahren“ oder „Like ice in the sunshine“ zu genießen. Es wird daher immer Handel getrieben und um die besten Produktionsstandorte Wettbewerb entstehen. Immer wieder werden Politiker versuchen, den Handel einzuschränken, um dem eigenen Land Vorteile zu verschaffen und langfristig daran scheitern, denn dieser Protektionismus schwächt auch die eigenen Einkaufmöglichkeiten und Wettbewerbsvorteile.

Lieber 8000 Unternehmen weltweit statt 30 im deutschen Dax

Das Ausfallrisiko kann durch möglichst breite Streuung minimiert werden. Nur 30 Unternehmen im deutschen Dax sind da zu wenig. Auf nur ein Land zu setzen, ist zudem ein unnötiges Risiko. Naheliegend wäre dann einfach, einen weltweit streuenden Aktienfonds zu kaufen. Die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit wäre der MSCI World Aktienindex. Auf diesen Index gibt es eine Vielzahl kostengünstiger Indexprodukte. Die Gewichtung erfolgt nach Größe der Aktienmärkte (Marktkapitalisierung) und dem Börsenwert der Unternehmen (Anzahl Aktien x Börsenkurs). Die größten Länder und größten Unternehmen haben also das größte Gewicht, somit sind hier die USA mit rund 70% am stärksten vertreten und erfolgreiche Aktiengesellschaften wie Apple, Microsoft und Amazon machen zusammen schon rund 10% aus. Insgesamt sind im MSCI World rund 1600 Unternehmen enthalten. Schon besser.


Quelle (Stand 27.10.2022): https://www.msci.com/www/index-factsheets/msci-world-index/08490663

Mehr Diversifikation durch kleine Unternehmen und Ergänzung von Weltregionen.

Ich empfehle daher gerne, die Diversifikation weiter zu erhöhen, indem weitere Indexfonds hinzugenommen werden wie zum Beispiel:

  • Kleine Unternehmen: Sie bieten historisch überdurchschnittliche Wachstumschancen, fehlen aber im MSCI World „mangels Masse“ (Marktkapitalisierung)
  • Europa: Als Europäer kann es sich anbieten, den Europaanteil etwas auszubauen, wenn nicht aus patriotischen Gefühlen heraus, dann zwecks Reduktion von Währungsrisiken
  • Asien: Die asiatischen Volkswirtschaften sind außer Japan nur recht gering im MSCI World vertreten, bieten aber dynamische Entwicklungschancen durch „leistungshungrige“ Menschen. Zudem ist Australien mit seinen Rohstoffgesellschaften und im asiatischen Raum engagierten Banken nicht zu vernachlässigen.
  • Schwellenländer: Auch hier fehlen viele mit zu kleiner Marktkapitalisierung komplett im MSCI World, da neben den Industriestaaten nur rund 5% für „den Rest der Welt“ übrig bleiben

Was kurzfristig schwankt wird langfristig sicher

Wir alle haben schon die Empfehlung gehört, man solle nur mit langfristigem Anlagehorizont am Aktienmarkt investieren. In der Tat sind die kurzfristigen Schwankungen enorm. Nehmen wir wieder den MSCI World her, hier im Renditedreieck von 1998 bis 2021:

Quelle: dimensional Matrix Book 2022 – Passwort auf Anfrage bei uns erhältlich

Im Renditedreieck können die jährlichen Durchschnittsrenditen des MSCI World für jede beliebige Jahreskombination abgelesen werden. Wählen Sie zunächst das Beginnjahr oben im Spaltenkopf und dann das Endjahr links am Zeilenkopf. Markiert ist oben das Beispiel 2001-2005 mit jährlich -1,9% Wertentwicklung.

Kurzfristig treten starke Schwankungen auf. Unter den Spaltenköpfen können die einjährigen Renditen abgelesen werden: Von 46,8% Gewinn im Jahre 1999 bis 31,7% Verlust im Jahre 2001 ist alles dabei.

Die grauen Diagonalen kennzeichnen die 5, 10, 15 und 20 Jahreszeiträume. Während in der 5-Jahres-Diagonale etliche rote Zeiträume auftauchen, finden sich keine mehr in der 15-Jahresdiagonale, die vom Spaltenkopf 2012 von links oben nach rechts unten zur Spalte 2007 läuft. Die Renditen schwanken je nach Zeitraum von nur 2,3% pro Jahr 2000-2014 bis 9,1% pro Jahr 2007-2021. In der 20-Jahresdiagonale ganz unten links werden die Renditen noch stabiler zwischen 4,4% und 7,3%.

Gut sichtbar wird das auch durch eine zunehmend gleichmäßige Grünfärbung in der sogenannten „heatmap“, einem farblichen Pendant zu obigem Dreieck:

Quelle: dimensional Matrix Book 2022 – Passwort auf Anfrage bei uns erhältlich

Das Matrix-Book von dimensional, einem US-Indexfondsanbieter, hat lange Tradition, wie ein US-Kollege sehr schön dokumentiert: ifa zum Matrix-Book 40-Jahres Jubiläum. Je nach Index gehen die Daten bis 1926 zurück für über 60 verschiedene Märkte.

Im Buch findet sich auch eine größere Version des Renditedreiecks für den MSCI World. In der 50-Jahresdiagonale finden sich die Renditen von 7,7% – 10% pro Jahr. Interessant ist, dass auch ein reales Renditedreieck nach Inflation dargestellt wird. Hier bleiben reale Wertzuwächse zwischen 4,8% und 7,7% pro Jahr.

Antizyklische Vorteile durch automatisches Rebalancing

Falls Sie auch für langfristige Zeiträume nicht komplett auf Aktien setzen möchten, sollten Sie 10, 20 oder 30% in weniger schwankende Anlagen investieren. Hier bieten sich Staats- und Unternehmensanleihen, Rohstoffe oder auch Gold an. Mit Anleihen geben Sie Staaten und Unternehmen gegen Festzins Kredit. Sie können trotzdem schwanken in Abhängigkeit von Kreditwürdigkeit und Marktzinsen (auch abhängig von der Zentralbankpolitik). Mit Rohstoffen inkl Gold investieren Sie in eine weitere Sachanlage, die nicht 1:1 mit Aktien schwankt. Die Korrelation (Gleichschwung) mit Aktien hat aber bei allen Anlageklassen statistisch gesehen zugenommen. Wer besonders sicher gehen will, wählt als Nicht-Aktien_Komponente schlicht und einfach Cash – in Form eines Geldmarkt-ETF oder hochbonitärer Staatsanleihen mit kurzer Restlaufzeit.

Worin bestehen nun die „antizyklischen Vorteile“ durch „automatisches Rebalancing“

Rebalancing bedeutet, dass typischerweise jährlich die ursprünglich gewählte Zusammensetzung von z.B. 70% Aktien und 30% Nicht-Aktien (nennen wir es hier einfach „Cash“) wieder hergestellt wird.

Szenario 1: Die Aktien sind gut gelaufen und um 20% gestiegen. Cash sei unverändert. Dann beträgt der Portfolio-Anteil der Aktien jetzt 74%. Rebalancing bedeutet, nun so viele Aktien zu verkaufen, dass ihr Portfolioanteil wieder 70% beträgt. In einer guten Marktphase werden also Gewinne von Aktien durch Verkauf ein Stück weit gesichert oder „realisiert“ wie der Börsianer sagt.

Szenario 2: Die Aktien sind 20% gefallen. Ihr Portfolio-Anteil ist auf 65% gefallen. Es werden nun beim Rebalancing so viele Aktien nachgekauft, dass ihr Anteil wieder 70% des Portfolios beträgt. In einer schwachen Marktphase werden also Aktien zu relativ günstigen Kursen nachgekauft.

Einfaches Rebalancing statt Gier und Angst

Ein solches einfaches Rebalancing bewahrt vor unbesonnenen Manövern je nach Marktlage. Es wäre nicht vorteilhaft, in guten Marktphasen vor lauter Gier die Aktienquote zu erhöhen und in schlechten Marktphasen Aktien zu niedrigeren Kursen abzustoßen. Das Gegenteil erreicht Rebalancing. Teuer verkaufen, günstig nachkaufen.

Ein gewisser Portfolio-Anteil an weniger schwankenden Anlagen oder einfach Cash ist zudem psychologisch wertvoll, um in Krisenphasen die Nerven zu behalten. Idealerweise müssen wir gar nicht agieren, wenn wir das Rebalancing automatisieren. Gute Produkte ermöglichen dies ohne Zusatzkosten für das Rebalancing.

Weiterführende Beiträge zur Geldanlage:

Betriebs-, Basis-, Privatrente und Onlinebank: Welche Anlageform ist am effektivsten für die Rente?

Like ice in the sunshine…

Altersvorsorge

Geldanlage