Offen über Geldanlage reden – Frauen im Vorteil

In meiner langjährigen Erfahrung liegen Frauen oft besser beim Investieren. Sie sprechen offener über ihre Erwartungen und Grenzen und investieren langfristiger. Daher lassen sie sich durch kurzfristige Schwankungen nicht aus der Ruhe bringen. Was können wir Männer von der weiblichen Investmentintelligenz lernen?

Sei ehrlich zu Dir selbst und investiere nicht riskanter, als Du es tatsächlich erträgst

Wir Männer spielen gerne die Helden: „100% Aktien? Klar machen wir! Bringt ja die meiste Rendite!“ Solche Sätze fallen uns besonders leicht, wenn die Börse seit Jahren nur bergauf gegangen ist. Wenn dann der Markt 20%, 30% oder gar 40% fällt, verlieren wir Helden gerne die Nerven und steigen im schlimmsten Fall auf dem Tiefpunkt aus. Um diese Dynamik aus „Gier und Angst“ zu vermeiden, ist es sinnvoller, den Anteil an stärker schwankenden Investments wie Aktien auf ein Maß zu beschränken, das nicht über die eigene Angstschwelle hinaus geht. Auf Fachchinesisch heißt das „Risikotragfähigkeit“. Eine andere Möglichkeit besteht darin, in Töpfen zu denken und zu investieren. Für kurzfristige Geldbedarfe gibt es einen sicheren Topf mit einem Cash-Konto oder einer nur leicht schwankenden Geldanlage mit vielleicht 1-2% jährlicher Renditeerwartung. Für mittelfristige Pläne bis 5 Jahre wie einen Immobilienkauf, die Selbständigkeit oder die Ausbildung der Kinder wird ein ausgewogener Topf mit max. 50% Aktien eingerichtet (3-5% Renditeerwartung). Und für die langfristige Altersvorsorge in 20 oder 30 Jahren kann alles getrost auf Aktien gesetzt werden (6% und mehr Renditeerwartung). Wird nun kurzfristig Geld benötigt, kann man beruhigt auf den kurzfristigen Topf zugreifen, wenn die beiden anderen Töpfe gerade etwas gelitten haben sollten. Es müssen also keine Verluste bei den Aktien realisiert werden.

Frauen sind hier besonders gut in der Planung der Töpfe, denn sie haben meist plastischere Vorstellungen von ihrer Lebensplanung und schätzen ihre Ziele und Wünsche realistischer ein. Auch sprechen sie gerne darüber, welche Vorstellungen sie haben und so kann ich als Berater besser Empfehlungen ausarbeiten. Das wünsche ich mir noch mehr als bisher auch bei Männern.

Spiele nicht den Schlaumeier. Stelle alle Fragen ohne Angst, dabei „blöd“ auszusehen

Manchmal erlebe ich es, dass mir ein männlicher Kunde einfach sagt: „Markus, ich vertraue Dir da, mache das einfach so für mich fertig“. So sehr ich mich über dieses Vertrauen freue, so wäre es mir doch lieber, auch diese Männer stellten alle ihre Fragen. Ich bin als Berater dafür da, diese zu beantworten. Ich möchte, dass meine Kunden verstanden haben, was sie da tun und wofür sie sich entscheiden. Es gibt keine „blöden“ Fragen. Ich helfe gerne dabei, die Unterschiede bei Strategien und Produkten im Detail zu verstehen.

Tausche Dich nicht mit Kollegen beim Bierchen über Deine Investments aus

Wer seinen Freunden und Kollegen über seine Investments erzählt, riskiert mehrere psychologische Nachteile. Wer stolz von seinen „Geheimtipps“ erzählt hat, möchte gerne Recht behalten. So wird manchmal an unsinnigen oder verlustreichen Investments festgehalten, nur weil man am Ende Recht behalten will. Besonders gefährlich ist das bei einzelnen Aktien, die „als heißer Tipp“ gehandelt werden oder bei neuen Investmentformen wie Kryptowährungen.

Der Kenner informiert sich lieber aus seriösen Quellen wie Fachbüchern oder im Austausch mit einem qualifizierten Berater und freut sich ganz im Stillen über die Entwicklung seiner Geldanlagen. Wie heißt es so schön: „Der Kenner schweigt und genießt“.

Informiere Dich genau über mögliche Produkte und deren Eigenschaften

Welche Ein- und Auszahlungsmöglichkeiten bietet das Produkt? Welche Investmentoptionen kann ich wählen? Gibt es besondere Vor- und Nachteile verschiedener Anbieter? Frauen fragen hier eher als Männer genauer nach und können eine entsprechend bewusstere Entscheidung für die eine oder andere Produktlösung treffen.

Achte auf günstige Kostenstrukturen

Wer zu schnell kauft, zahlt meist zu viel, denn dann kommt das Standardprodukt mit Standard-Kosten zum Einsatz. Nur wenige Berater sind bisher in der Lage oder willens, auch vergünstigte Produkte bis hin zum völlig provisionsfreien Produkt zu vermitteln. Ich als Berater werde dann separat vergütet für die Unterstützung bei der effizienten Produktwahl und der Begleitung im Antragsprozess.

Wer zu billig kauft, zahlt langfristig oft mehr. So ist es zum Beispiel bei vielen Online-Geldanlagelösungen sogenannter Robo-Advisors, d.h. vollautomatisiert beratenden und verwaltenden Plattformen. Viele bekannte Banken leiten ihre Kunden mit kleineren Geldbeträgen inzwischen gerne auf solche Lösungen um, um Personalkosten zu sparen. Der Einstieg ist meist kostenlos, die laufenden Gebühren sind jedoch selbst bei den günstigsten Anbietern erstaunlich hoch. Oft wird 1% und mehr des Guthabens pro Jahr an Gebühren fällig, was die langfristigen Ergebnisse empfindlich schmälert. Bei 5% Rendite sind 1% schon 20% Kostenanteil!

In meiner Beratungspraxis schauen sich Frauen diese Zahlen oft genauer an als Männer und entscheiden sich für das langfristig günstigere Produkt.

Vermeide oder verschiebe Besteuerung

Neben Produktkosten spielen auch Steuern eine wesentliche Rolle. Sie sollten möglichst gering ausfallen und möglichst spät anfallen – am besten erst bei Auszahlung. Nur so kann der Zinseszinseffekt bestmöglich wirken.

Durch eine Studie der N26-Bank vom Februar 2022 mit 16.000 befragten Frauen fühle ich mich hier bestätigt. 34 Prozent entscheiden sich bei der Geldanlage für Versicherungslösungen, also Geldanlage im Policenmantel. In anderen Beiträgen habe ich immer wieder davon berichtet, warum hier langfristige Effizienzvorteile entstehen. Im Wesentlichen liegt es an der Nicht-Besteuerung, so lange das Kapital im Vertrag bleibt. Besteuert wird erst bei Auszahlung. Bei Auszahlungen ab Alter 62 (und mindestens 12 Jahren seit Vertragsbeginn) wird sogar nur die Hälfte der Erträge versteuert. Meine Expertise besteht darin, Produkte zu identifizieren, die zudem auch noch kostengünstiger sind als die meisten Banklösungen.

Investiere langfristig und breit diversifiziert

Frauen investieren bei der Geldanlage mit langfristiger Intention als Männer, so die oben genannte Studie. Die wichtigsten Geldanlagemotive seien Altersversorgung (49% der befragten), finanzielle Sicherheit für Familie und Kinder (47%), sowie langfristiger Vermögensaufbau (45%). Männern geht es vergleichsweise häufiger um kurzfristigere Renditen und „Spekulationsgewinne“. Leider werden daraus auch oft Spekulationsverluste.

„Nicht alle Eier in einen Korb“ ist eine alte Investmentweisheit. Besonders einfach lässt sich dies über breit diversifizierende Indexfonds umsetzen. Hier sind Frauen eher geneigt, auf diese kostengünstigen Instrumente zu setzen, da sie eher dem Markt vertrauen als dem „Guru“, der sich als Manager eines Investmentfonds präsentiert. Die Statistiken geben ihnen recht, denn weit weniger als 50% der Manager gelingt es, den Markt zu schlagen.

Investiere regelmäßig

Frauen investieren etwas lieber in laufenden, monatlichen Raten. Diese Regelmäßigkeit hat Vorteile. Während der Markt schwankt, werden für den gleichen Betrag von z.B. 1.000€ monatlich mal mehr, mal weniger Fondsanteile gekauft. So bildet sich schnell ein gleitender Durchschnitt. Männer versuchen eher, das über Monate oder gar Jahre auf dem Girokonto aufgelaufene Kapital zu investieren und versuchen dabei, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu erwischen, z.B. einen Marktrückgang. All zu oft warten sie viel zu lange und verpassen inzwischen Einiges an Marktaufwärtsbewegung. Zudem können sich so leichter wieder Gier und Angst als schlechte Berater breit machen. Wer mit solchen Erfahrungen konfrontiert wurde, sollte sich ein Beispiel an Frauen nehmen, die einfach ohne große Emotionen einzahlen und so kontinuierlich und konsequent Vermögen aufbauen.

Die oben zitierte Studie der N26 Bank zufolge planen 2 von 3 Frauen ihre laufenden Sparraten um mehr als die Hälfte aufzustocken – von aktuell 932€ monatlich auf 1434€ monatlich. Das ist mal ein Wort. Leider stehen noch all zu oft Vergütungsnachteile und mangelnde Finanzbildung in der Schule im Weg. So die Studie. Meine Erfahrung ist jedoch, dass der größte Teil meiner weiblichen Klientel sehr genau weiß, was sie will und das konsequent durchzieht. Das gefällt mir!